29. Juli 2020

Club Kultur #009 | "Das Techno Cafe Als Dauerbrenner"

Abspielen0:00-0:0026 Min.

Rudi Wrany im Gespräch mit „Das Techno Cafe“ Mitbegründerin Sandra Kendl über 24 Jahre im Business, ihren Wechsel in die Pratersauna, den Abschied aus dem Volksgarten und vieles mehr. (superfly.fm)

Shownotes

Club Kultur | FOLGE #009

"DAS TECHNOCAFE ALS DAUERBRENNER | 24 JAHRE UND NOCH LANGE NICHT SCHLUSS"

Im Gespräch: Sandra Kendl (Das Techno Cafe) Rudi Wrany im Gespräch mit „Das Techno Cafe“ Mitbegründerin Sandra Kendl über 24 Jahre im Business, ihren Wechsel in die Pratersauna, den Abschied aus dem Volksgarten und vieles mehr. (30.07.2020, superfly.fm)

HUNDSTAGE

Es ist Hochsommer 2020 und de Coronakrise hat die Welt und Österreich immer noch in ihren Klauen. Das heiß ersehnte Ende der Clubschließungen ist nicht in Sicht, zumindest nicht in Österreich. Dafür aber zieht es gewitzte Raver jedes Wochenende ins Ausland, etwa nach Bratislava, das ja in einer Stunde locker zu erreichen ist oder nach Tschechien, wo mittlerweile auch wieder richtig große Open Air Events möglich sind. So wurde von einem großen Rave südlich von Prag berichtet, welches am Wochenende bewußt nicht von der Polizei aufgelöst wurde, um ein zweites Czech Tek zu vermeiden, welches vor 15 Jahren gewaltsam aufgelöst wurde,was viele Verletzte verursacht hatte.

ZERBROCHENE FREUNDSCHAFTEN

In den sozialen Medien kochen indes die Wogen hoch, wenn man diese Situation anspricht. Die einen warnen davor, solche Events zu besuchen, denn es ist noch unklar, wie sie sich auf die Neuinfektionen und die Bildung neuer Cluster auswirkt. In Tschechien liegen etwa die Infektionszahlen weit unter jenen hierzulande-noch. Aber umgekehrt hat es auch schon eine Ansteckungswelle nach einer Technoparty gegeben. Viele junge Leute nehmen offenbar eine Infektion lieber in Kauf, als aufs Feiern zu verzichten, vor allem, weil es wenig schwere Verläufe gibt. Darob entspinnen sich oft hitzige Gefechte. Die anderen warnen hingegen davor, daß die Clubszene hierzulande dadurch ausgetrocknet würde und am Ende kein Stein mehr auf dem anderen bliebe. Viele Djs und Szenemenschen sind mittlerweile auch Anhänger diverser Verschwörungstheorien geworden und posten unermüdlich gegen die Regierungsbeschlüsse.

IST UNSERE REGIERUNG ZU ZAGHAFT?

Rudolf Anschober, unser Gesundheitsminister genießt hohe Vertrauens und Umfragewerte. Trotzdem patzen die Landesbehörden ständig, wie etwa im Falle Ischgl und nun auch in St. Wolfgang. Aber zumindest werden Fehler eingestanden und es steht ein große Reform des Ministeriums bevor. Zu einer Lockerung der Clubschließungen oder gar einer Hinwendung zum „Schweizer Modell“ mit maximal 200 oder 300 Besuchern pro Club hingegen kann man sich nicht durchringen. Je mehr Zeit verrinnt, desto mehr zerrinnen auch die Rücklagen. Irgendeine Lösung muss vor Herbst aber definitiv her, denn ansonsten wird es keine Clubs wie wir sie vor dem Lockdown kannten mehr geben.

QUALITÄTSVERLUST

Schon jetzt erkennt man, daß viele „wilde“ oder halblegale, also als Demonstration angemeldete Parties ein sehr niedriges Qualitätslevel haben. Da werden irgendwelche Boxen aufgestellt und Djs spielen oft sehr beliebigen Sound im sehr roten Bereich, sodaß mehr kracht als klingt. Die Besucher nehmen ihre Getränke meist selbst mit, sprich lauwarmes Bier meets Storch und Servus Wein. Hauptsache man ist draußen, unter Menschen, genießt „Freiheit“ und hört Musik. Das Coronavirus gerät immer weiter in den HIntergrund, je mehr man davon trinkt. Spreaderwirkung? Egal, man will sich nichts mehr sagen lassen von der Obrigkeit. Solche Zusammenkünfte schießen nun wie Pilze aus dem Boden und bewirken eine totale Umschichtung. Der sichere Heimathafen „Club“ hat geschlossen bzw. eingeschränkt und mit gedrosseltem Sound offen,daher sucht man das Illegale. Daß dabei vieles auf der Strecke bleibt, was mühsam aufgebaut wurde ist klar. Nun gilt es am Ende ein Konzept zu entwerfen, um nicht 2021 oder 2022 bei Null beginnen zu müssen, zumal sich ohnehin die Präferenzen der Ausgehgeneration verschoben haben.

DAUERBRENNER TECHNOCAFE

Seit 24 Jahren veranstaltet Sandra Kendl nun mittlerweile das Technocafe. Am Anfang noch als blutjunges Szenegirl gemeinsam mit Ihrer Partnerin Sally im Scheffel (im 8. Bezirk). Seit 1997 dann im Volksgarten, anfangs noch ganzjährig, im Sommer im dortigen Pavillion, im Winter in der legendären „Banane“ (heute Säulenhalle). Ich selbst begann erst 2001 das „Crazy“ im FLEX, damals hatten wir eine kleine „Diskussion“ darüber, wem der Dienstag in der Stadt gehört. Danach boomten eine Zeitlang beide Dienstagsclubs. Sally verabschiedete sich in dieser Zeit und widmete sich der Familienplanung, Sandra zog ihr Baby weiter groß, ließ es aber in der Wintersaison ruhen und konzentrierte sich auf die Sommermonate. Dazwischen zog sie nach Barcelona, danach nach Berlin, wo sie eine Zeitlang auch als Bookerin arbeitete. Inzwischen ist sie schon lange wieder in Wien und Mutter einer Tochter. Gerade in den letzten Jahren erlebte das TechnoCafe, in dem nicht nur Techno gespielt wird, einen wahren Boom, ehe es letzten Herbst durch Anrainerprobleme kurz vor dem offiziellen Closing gestoppt wurde.

Heuer zog Sandra als „Pop up“,dem Modewort des Cornasommers, in die Pratersauna. Und es soll nicht die letzte Saison gewesen sein Mit ihr habe ich einen Streifzug durch die Zeit getätigt. https://www.dastechnocafe.at

Schickt mir eure persönliche Meinung, Anmerkungen, Inputs oder Themenvorschläge an podcast@superfly.fm schicken.

Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen, am 13. August.

Im Gespräch mit:

Sandra Kendl

Sandra Kendl, Veranstalterin

https://www.facebook.com/dastechnocafe

https://www.instagram.com/dastechnocafe