16. Juli 2020

Club Kultur #008 | "Das lange Warten auf die Party" feat. Tomagan & Fabiano

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Rudi Wrany spricht in seinem Podcast heute mit den beiden DJs und Veranstaltern Tomagan vom Kollektiv "Techno Entgleist" und Fabiano vom Kollektiv „Merkwürdig“ über ihre ganz persönlichen Corona Erfahrungen, ihren Werdegang als Promoter und DJs, über Musik, Labels, Fehler und Zukunftsvisionen. (superfly.fm)

Shownotes

Club Kultur | FOLGE #008

"DAS LANGE WARTEN AUF DIE PARTY"

Im Gespräch: Tomagan (Techno Entgleist) & Fabiano (Merkwürdig)

Rudi Wrany spricht in seinem Podcast heute mit den beiden Djs und Veranstaltern Tomagan vom Kollektiv Techno Entgleist und Dj Fabiano vom Kollektiv „Merkwürdig“ über ihre ganz persönlichen Corona Erfahrungen, ihren Werdegang als Promoter und Djs, über Musik, Labels, Fehler und Zukunftsvisionen. (16.07.2020, superfly.fm)

Lostag1. August

AlleClubs und Nachtlokale warten gespannt, ob dieser Tage der langersehnte Erlaß des Gesundheitsministeriums zum schrittweisenHochfahren kommt. Die Bedenken sind groß, denn die Zahlen derInfizierten sind wieder vierstellig, doch scheinen auch die Verläufeweniger schwer als noch vor einigen Monaten. Maximal 200 Personen,ansonsten 50 Prozent der erlaubten Kapazität und Sperrstunde bis 4Uhr, dazu strenge Hygiene und Sauberkeitsmaßnahmen werden aber wohlnur ein Tropfen auf den heißen Stein sein und es steht zubefürchten, daß viele Clubs nun wohl noch länger aufFremdveranstalter verzichten werden, um irgendwie zu überleben.

Rudi Wrany im Gespräch mit Tomagan (l) und Fabiano (r)

ClickbaitFacemag

Unterdessenbekam ich einige aufgeregte Anfragen von deutschen Agenturbetreibern,die dem Fazemag Magazin entnahmen, dass es in Österreich wiederrichtig los geht. Da wird von 10000 Personen Events outdoor und von750 indoor geträumt. Ja, aber mit Bestuhlung und Abstand.Journalismus geht anders, denn „Events“ sind mannigfaltiggliederbar. Parties, Raves und Musikfestivals mit Körperkontaktgehören da nicht dazu. Wir müssen weiter warten.

Canalefatale

diewilden Parties am Donaukanal haben sich ein wenig verlagert. Manbleibt am Wasser, nur wechselt man an die große Donau, doch dievielen Videos, die viral gehen, sind mehr Fluch als Segen. SämtlicheVeranstalter der open air Sausen hüllen sich in Schweigen, dennkeiner mag für neuerliche Cluster verantwortlich sein. Die meisteninnerstädtischen Clubs setzen auf verschönerte Terrassen und Gärtenverziert mit Djs, die für niedrige Gagen viele StundenHintergrundgeplätscher abliefern: Man ist bescheiden geworden. Lautdarf keiner sein, denn auch oder gerade jetzt gibt es die bösenNachbarn

Waswurde aus dem FLEX?

Wennman über den Kanal schlendert, hört man auch die Beats von der FLEXTerrasse, da fallen einem die vielen durchtanzten Nächte in denNullerjahren in Wiens legendärem Club ein. Mittlerweile ist esruhiger geworden, fast zu ruhig. Der etwas eigenwilligeGeschäftsführer führt den Club mit eiserner Hand so wie er es fürrichtig befindet. Innovationsgefahr oder gar Neuanstrich drohtkeiner, dafür ist man wohl zu starrsinnig. Aber immerhin reißensich die Nachwuchs Djs wieder darum am Flex-Dach auflegen zu können.Ein Hauch von Spätzeunzigern möchte man träumen, als das alteSchlachtroß mit seiner Punkversion noch Leitbild war.

ModewortInvestor- der Kaufrausch der Reichen

Aufder anderen Seite (des Rings) hört man hingegen von kauflustigenGroßinvestoren, die marode Clubs kaufen, um nach der Wiedereröffnungzum Big Player zu mutieren. Der „Platzhirsch“ etwa hat bereitseine neue Träger GesmbH im Firmenbuch stehen,gut möglich, dass rundum den Großclub „O“ ein neues Clubimperium heranwächst, daswohl versuchen wird, die betuchte Jungklientel im Abstand von einpaar hundert Metern zu bedienen. Ob derlei Großkapital derClubkultur nutzt oder gar Nachhaltigkeit besitzt wird sich weisen, esmüsste dazu endlich einmal wieder alles auf Hochtouren laufen, dennvielleicht vergeht der mehr oder weniger bestallten Jugend nachvielen Monaten Poolparty ja das Ausgehen und jeder hat seinen Clubdaheim im Garten oder im Wohnzimmer, arbeitslose Djs gibt es jaleider genug. Und auch Investoren werden Mitspracherecht einfordern,schliesslich geht’s um Renditen.

Seeschlachtoder Sillschlucht

Dieberühmt-berüchtigte Eigenverantwortung der Feiernden lässthingegen langsam nach. In Innsbruck etwa gibt es die legendärenSillschlucht-Raves. Lustige Hippie Veranstalter lieferten sich dabeischon das eine oder andere spektakuläre Katz-und Maus Spiel mit derPolizei und fordern in Interviews Verständnis für die Raver ein.Daß dabei auch oft einige Besucher nicht mehr Herr ihrer Sinnewaren, ist eine andere Geschichte. In Wien gibt es derlei Parties,von denen keiner reden oder schrieben darf auch. Sie tragen oftschöne Wortkreationen mit Liebe und Himmel und Leben.Doch diePromotoren sind scheu geworden, es steht viel auf dem Spiel und manwill eigentlich nicht zu viele Menschen mit zu viel Energie. Daranist ja auch das letzte Techno Picknick ein wenig gescheitert, dochdas Event soll nun im August über die Bühne gehen.

TechnoEntgleist und Merkwürdig

Tomaganund Fabiano waren auch Teil des Kreativteams für das TechnoPicknick. Daneben sind sie grosse Fans von Open Airs und haben diesauch mit ihren Produktionen in der Vergangenheit bewiesen. Heute sindsie meine beiden Studiogäste. Tomagan steht als Head für dasKollektive Les Suspects Habituels und die Freeparty- Serie TechnoEntgleist, die schon ziemlich jeden Club in Wien zum Brennen brachte(vor dem Lockdown), Fabiano für das Kollektiv „Merkwürdig“,welches vor allem am Cobenzl und im Sass aktiv war und ist. Wie immerwurde es lang, bunt und interessant.

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Dienächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen, am 30. Juli.

Im Gespräch mit:

Tomagan

Tomagan, DJ, Veranstalter

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Fabiano

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