11. Juli 2024

Club Kultur #112 | "Bissi laut jetzt!"

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Rudi Wrany im Gespräch mit den Berliner Musikproduzenten, Komponisten, DJ und Künstler Nhoah. Obwohl Nhoah seine Wurzeln in der deutschen Hauptstadt hat, bringt er seit einigen Jahren die Wiener Musikszene in Bewegung. Mit seinem neuesten Track "Bissi laut jetzt!" sorgt er derzeit für frischen Wind in den Clubs. (superfly.fm)

Shownotes

ARCHE NHOAH

So muss es ausgesehen haben, als mein heutiger Studiogast einst mit einem 15-Tonner von Berlin nach Wien übersiedelte. Der umtriebige Musikliebhaber hat schon vieles erlebt und sieht für sein Alter erstaunlich jung aus – der Jahrgang muss ein guter sein, sagt der Weinkenner. Er arbeitete mit Bronski Beat und The Shamen, spielte Schlagzeug und begann erst spät mit dem DJing, das er, anders als andere, mit vielen Erinnerungen und Snippets anreichert. Er hat die Wende hautnah miterlebt und produziert nun fleißig spannende elektronische Tracks, was ihm auch viele junge Fans eingebracht hat. Eines seiner neuesten Stücke heißt „Bissi laut jetzt“ und könnte als Seitenhieb auf die derzeitige Situation in Wien gesehen werden. Auch ansonsten hat der Mann viel zu erzählen.

ABSCHIED

Unsere Gemeinde muss erneut einen schmerzlichen Verlust verkraften. DJ Herb, einer der begnadetsten House-DJs und Szeneikone, wurde plötzlich aus dem Leben gerissen. Wir sind tief erschüttert und erinnern uns an einen äußerst reflektierten und netten Menschen, der als junger „Spund“ im Bricks einen DJ-Contest gewann und danach einen steilen Aufstieg feierte. Egal ob HAPPY, Heaven, con:verse oder Crazy, er war auf vielen Line-ups zu finden. Auch zuletzt sah man ihn noch des Öfteren hinter den Decks. Wir trauern um ihn.

SOMMERLÖCHER

Egal in welches Land man reist, welches Festival man besucht oder in welchen Club man geht, die Besucherzahlen gehen – bis auf wenige Ausnahmen – zurück. Sommerfeste aller Art blühen zwar auf, oft mit DJs, deren Namen man noch nie gehört hat, aber die großen Highlights fehlen. Das erzählen auch internationale DJs, die man am Flughafen trifft. Der Markt ist äußerst volatil und unberechenbar geworden. Die ständig präsente Fußball-EM mag ihren Teil dazu beigetragen haben.

VOLLE LÖCHER

Natürlich gibt es Ausnahmen. Ein besonders schönes Festival fand hinter dem Schloss Esterházy in Eisenstadt statt: Butterfly Dance! Kürzlich trafen sich dort Tausende Gleichgesinnte, die zu Bonobo, Thievery Corporation und Kruder & Dorfmeister im großen Schlosspark tanzten. Viele bekannte Gesichter freuten sich darüber, endlich wieder einmal „richtige“ Musik zu hören – das sagt viel aus in einer Zeit des schnelllebigen Musikkonsums. Was bleibt von all dem? Viele Produzenten sollten versuchen, ähnlich wie die Genannten, Musik zu erschaffen, die auch noch in 20, 30 Jahren gehört und geliebt wird. Ein zufälliger Techno-Track wird das kaum sein. Bei Festivals wie dem Butterfly geht es nicht darum, das Neueste zu hören, sondern das, was Freude macht. Neu ist 2024 selten gleichbedeutend mit frisch. Anfang August wird das Paradies Garten Festival zeigen, wie das diesjährige Programm ankommt. Der einzige Lichtblick am östlichen Horizont setzt auf reichlich junges Blut, aber auch auf Ikonen wie Ellen Allien. Aber wie immer hört Ihr mehr, wenn Ihr reinhört.

TIPP: Wer gerne Wein trinkt, sollte sich den 20. Juli im Sauna Strand Klub vormerken - Vin Voyage!

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Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 25. Juli 2024.