13. Juni 2024

Club Kultur #110 | "Bass gegen Hass"

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Rudi Wrany im Gespräch mit den Zwidemu-Machern Aleks Gavric und Leon de Castillo über freie Open Airs, den Willen der Politik, neue Ideen und Formate für den Sommer 2024. (superfly.fm)

Shownotes

ZWIDEMU

Wiens beliebtestes Open Air erlebt heuer einen nie da gewesenen Boom. Jeder, der sich nur annähernd als DJ sieht, will zwischen den Museen auflegen. Und wir wissen, es gibt gefühlt mehr DJs als Einwohner Wiens – und jede und jeder ist der/die beste, auch wenn man erst sechs Monate dabei ist. Aber Zwidemu setzt auf jene, die schon einen Beitrag zur Clubkultur geleistet haben, auf einen schönen Mix zwischen jung und alt. Und Zwidemu ist vor allem auch eines: eine Veranstaltung, bei der auch Politik und Zivilgesellschaft zu Wort kommen. Seit Jahren kuratieren dies Leon de Castillo und Aleks Gavric, den wir sehr gut aus Pompadour- und Auslage-Zeiten kennen. Mittlerweile gibt es aber auch andere Formate und Ideen.

BUNTE PRIDE

Wie jedes Jahr zog auch heuer am 9. Juni die Regenbogenparade, auch bekannt als Pride, durch die Stadt, und der Wettergott zeigte sich gnädig. Während andernorts die Welt unterging, blieb es in Wien trocken und warm. Laut offiziellen Angaben nahmen 340.000 Menschen teil, darunter viele Politiker, die das Event nutzten, um Stimmen für die EU-Wahl zu werben. Leider sank die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2019 um über drei Prozent und die pro-europäische Stimmung war schon einmal besser. Dennoch sorgt die Pride in Wien für volle Clubs und ausgelassene Partys. Das bunte Outfit der vielen Teilnehmer zeigt, dass in Wien ein großes Bewusstsein für die Anerkennung und Akzeptanz der LGBTIQ-Gesellschaft herrscht. Selbst große Unternehmen färben ihre Logos und medialen Auftritte in Regenbogenfarben ein. Das muss und soll so bleiben! Auch andere Städte in Österreich ziehen mittlerweile nach.

NICHT IMMER LIEBE

"L’Amour Toujours" von Gigi D’Agostino bleibt in den Schlagzeilen. Unser Sender hat das "Luxusproblem" der Entfreundung des Stammtischsummers nicht, denn die Produktionen des italienischen "Mister Not Coming" waren nie Teil unserer Playlists – es passt einfach nicht zu uns. Doch jeder hat dazu nun eine Meinung. Fälschlicherweise wird immer von einem "Verbot" gesprochen, da manche Sender und viele DJs den Song aus ihrem Repertoire genommen haben – zumindest vorläufig. Ein Verbot käme von oben, diese freiwillige Entsagung hingegen aus dem Inneren. Viele posten trotzig: "Jetzt erst recht" oder "Was kann der Künstler dafür?" Richtig – er kann nichts dafür, dass einige Idioten, es werden allerdings immer mehr, beim Refrain ausländerfeindliche Parolen grölen. Doch diese Parolen gehen mir und anderen nicht mehr aus dem Kopf, wenn wir das Lied hören. Lasst es einfach ein wenig sacken… oder ist das schon ein Kulturkampf, der uns irgendwann drohen wird?

AFROHOUSE IST DAS NEUE SCHWARZ

In Wiens Bars und noblen Discos hört man es fast überall: Langsame, melodiöse House-Musik, mit Vocals, Instrumenten und Rhythmen angereichert, die ihren Ursprung in Kenia, Südafrika und Angola haben – entweder mit echten Sängern oder gesampelt. Mittlerweile werden auch südamerikanische oder asiatische Sounds dazugezählt. Das Genre Afrohouse, weltweit etabliert, hat auch in Österreich Einzug gehalten. Selbst diejenigen, die den Techno-Boom nicht mehr ertragen konnten, können sich darauf einigen. Während der harte Techno-Sound sich langsam zurückzieht, plätschert nun überall Afrohouse aus den Boxen. Neue Party-Formate wie das SOUL, mit lauter neuen DJs, die aussehen wie College Boys – und es wahrscheinlich auch sind – füllen Eventlocations wie etwa das Maya Garden. Auch die vielen neuen Dinner-and-Dance-Clubs in der Stadt forcieren Afrohouse. Man treibt also wieder ein Musikgenre durchs Dorf, bis es keiner mehr hören kann. Die Superstars dieser Szene wie Black Coffee oder keine Musik kann sich allerdings hierzulande keiner leisten.

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Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 27. Juni 2024.