22. Februar 2024

Club Kultur #102 | "Clubkultur als Politikum"

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Rudi Wrany im Gespräch mit Steve Hope, dem immer umtriebigen Fachgruppe DECK Vorstand über die Clubkulturdefinition, diverse Aktivitäten und Bühnen rund ums Donauinselfest und die Krise der Clubkultur. (superfly.fm)

Shownotes

CLUBKULTUR, AUF DIE BÜHNE BITTE!

Einer der sich seit Jahren, polarisierend wie ich selbst, um die Clubkultur bemüht, ist Steve Hope. Man mag ihm ab und an ein wenig Eigensinn vorwerfen, er versucht aber immerhin immer anzupacken und verfügt über gute Kontakte zur Stadt. Schon zum zweiten Mal wird dieses Jahr daher eine Clubkultur-Bühne mit zusätzlichen Afterparties am und nach dem Donauinselfest stattfinden. Die Fachgruppe DECK leitet er ja schon länger und die Anzahl der Mitglieder steigt sanft, aber stetig. Brennpunkte wie Diversität und Fair Payment stehen seit Beginn auf der Agenda und die Probleme, die Wiens Clubszene derzeit hat, sieht er durchaus zweischneidig und auch durchaus selbstverschuldet. Am Ende haben wir uns scherzhaft die zwei Karens von Wien genannt…

AGONIE

Irgendwie liegt eine seltsame Agonie über der Stadt. Viel passiert nicht, außer dem, was ohnehin immer läuft. Umso wohltuender fällt dabei ein Abend mit Laurent Garnier auf, der es schaffte einem (größtenteils) internationalen Publikum die Augen feucht zu machen. So vielseitig und präzise wie er spielt keiner auf diesem Globus, und wenn alle Super Acts Techno pushen, spielt er House. Große Raves will er in den letzten Abschnitten seiner Dj Karriere meiden, er liebt Clubs. Ganz im Gegensatz zu den vielen angesagten Acts dieser Welt, für die es gar nicht groß genug sein kann. Dafür fehlt Wien der Platz, der Ort und der Willen. Klar, die einen mögen sagen, das brauchen wir ohnehin nicht, doch ich persönlich glaube, ein gesunder Mix gehört her, so wie einst, als Wien noch Technohauptstadt war.

NICHTS NEUES

Es gibt im Moment einfach nichts Neues. Das Jolly Roger lässt es vorerst wieder bleiben mit Frühabendparties und wartet, bis das Wetter wärmer wird, das Exil postet zwar fleißig seine nächste große Veranstaltung, im Wissen, dass man wahrscheinlich früher zusperren muss, aber die Gage ist bezahlt und die Karten müssen verkauft werden, hinter den Kulissen raunt man, es gäbe danach dort auch bis auf Weiteres keine weiteren Großevents mehr. „Kein Sonntag ohne Techno“ aka KSOT zieht es nach Graz, in die Brauerei, die Forelle und auf die Berge, immer mit demselben „Wir treiben es bunt“ Sager wie schon seit Jahren und dem Wissen, dass eine lebendige Brand über ein kreatives Line-up siegt und das gleich 4-mal im März. Und ansonsten muss man sein Glück in der Flucht aus der Stadt suchen oder der Lighthouse Crew nach Sansibar oder Kapstadt folgen, um etwas zu erleben. In Wien steht immerhin eine Neueröffnung in den Startlöchern, das „Purple“ von Kaveh Ahi gilt es zu begutachten.

MUSIKALISCHER STILLSTAND

Alle warten auf den neuen Impuls: Wird es wieder House mit Rap-Elementen, oder gar Latin-Einflüssen? Oder wieder mehr Detroit? Derzeit dominieren Afrohouse, random „melodische“ Afterlife Verschnitte-Hauptsache Tulum oder Ibiza gebrandet oder Hardtechno und Spaßtrance die Szene, reichlich unterfüttert mit tausenden Wiederauferstehungen aus der musikalischen Hölle. Kreativität vermisse ich schmerzlich. Da wundert es nicht, dass es viele Richtung Drum & Bass zieht, für dieses Genre war Österreich schon immer ein fruchtbarer Boden und die dortige Szene hat nun auch die Pratersauna entdeckt, wo Techno Komet Promoter Peter Steinböck nun neue Wege sucht und gefunden hat. Der Techno-Komet ist eben drauf und dran zu verglühen im Kosmos der Beliebigkeit. Wer gute Produktionen macht, braucht dazu noch Fans, Tik-Tok und Style. Nur Talent reicht schon lange nicht mehr! Mehr hört Ihr, wenn Ihr hört…

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Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 07. März 2024.