28 December 2023

Club Kultur #098 | "2023, ein wilder Ritt – der Jahresrückblick"

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Rudi Wrany im Gespräch mit Gerald Wenschitz über ein sehr herausforderndes Jahr. Ein Kurzdurchlauf, der durchaus Spaß macht. (superfly.fm)

Shownotes

NACH REDAKTIONSSCHLUSS…

Sozusagen ereigneten sich die spannendsten Dinge. Dinge, über die wir im Podcast noch gar nicht wirklich sprechen konnten...

SAUNA, QUO VADIS?

So trudelte am 27.12. die Meldung ein, die Gesellschaft rund um die Pratersauna sei insolvent. Faktum ist, dass es tatsächlich ein Verfahren gibt, der Betrieb jedoch ungehindert weiterlaufen soll. Leider war die Firmengruppe rund um das Dots in den letzten Wochen gehörig ins Gerede gekommen, es war von Arbeiterkammerklagen und sonstigen seltsamen Firmenumschichtungen, Insolvenzen und Neugründungen die Rede. Selten hatte es ein Restaurant - und Nachtclubunternehmer sogar in die Zeit im Bild 2 geschafft, selten hatte man einen Vertreter der AK so wütend bei einer Pressekonferenz gesehen. Als Fan der Sauna tut mir das alles sehr leid. Ich wünschte mir bessere Zeiten - zurück. Wie es weitergeht, weiß wohl nur ein kleiner Kreis samt Masseverwalter/in. Vorerst heißt es kryptisch: Der Betrieb soll fortgeführt werden.

JOLLY, NICHTS IST ROGER?

Der neue Club Jolly Roger sperrte erst gar nicht auf. Ob das so bleibt, ist vorerst offen, denn die Betreiber des Gebäudes, die Donauraum Länden und Ufer Betriebs - und Entwicklung GesmH (was für ein schöner Name) wollten, als die Location fix und fertig zur Eröffnung da stand plötzlich und dezidiert keinen Nachtclub „a la FLEX“. Was einer provinziellen Posse glich, ist bitterer Ernst. Warum ausgerechnet immer das FLEX als Vergleich für einen Nachtclub herhalten muss, dürfte wohl auch zeigen, wie schlecht im Moment das Nachtleben in der Stadt dasteht. Alles, nur kein Club, scheint die Devise zu lauten. Und dazu passt auch die nächste Geschichte.

EXIL IM EXIL

Was witzig klingt, ist bitterer Ernst. Eigentlich hätten die Acts vom EXIL ins JOLLY ROGER wechseln sollen, denn am Stadtrand von Wien, im industriellen Speckgürtel gibt’s plötzlich eine vorgezogene Sperrstunde. Auch wieder aus vielen, puzzleartigen Gründen, die hier noch nicht näher erläutert werden sollen. Tatsache ist jedenfalls, dass lange Ravenächte vorerst schwierig scheinen und viele gebuchte Artist's nun woanders spielen sollen. Wenns bloß nicht so wenig adäquate Locations gäbe.

SILVESTER, NA UND?

Inflation, Krise, COVID Nachwirkungen. Dazu Kriege und Terrordrohungen. Silvester war für uns Medienkonsumenten noch nie so belanglos. Dazu eine enden wollende Auswahl. Ja es gibt die Events in der Forelle und der Sauna, der Praterstrasse und in den Glitzerclubs. Aber es sind Abende wie jeder andere auch, nur ohne Sperrstunde - und teurer. Weils immer so war. Internationale Bookings sind sinnlos, weil zu teuer, und sie bringen auch nichts, denn voll ist man so oder so - nur mit Publikum, das getrost als „random“ bezeichnet werden darf. Wer das nicht so prickelnd findet, dem steht heuer als Alternative der Bauernsilvester am Samstag davor in der Praterstrasse zur Verfügung. Vielleicht etabliert sich der alte Brauch aus ländlichen Gegenden auch in den Clubs - besser einen Tag vorher den Rausch erledigen.

Der einzige, der da wieder einmal ausschert ist KSOT Mastermind Benny Fleischhacker und bespielt den Cobenzl, wer weiß, vielleicht auch zum letzten Mal, denn auch hier gabs kurz vor Weihnachten die nächste Breaking News. Szenegastronom Bernd Schlacher will die schicke Hüttengaudi nicht mehr und kündigt seinen „Weitsicht" Pachtvertrag mit der Stadt. Diese bekommt das sanierte Schmuckstück, das offenbar schwerer zu bespielen ist, als erhofft, nun wieder zurück, und darf nun auch die 16 Mille teure Renovierung an die Weitsicht GmbH gemäß einer Vereinbarung zurückzahlen. Oder auch nicht, man sichtet und begutachtet. Die Party am Silvester wird somit einer der letzten Höhepunkte am Wiener Hausberg, ab März soll dann der neue Betreiber feststehen und übernehmen. (ohne Leerstand)

GOODBYE 2023...

Ein Jahr, das, wie von vielen befürchtet, erst langsam, aber sicher die Pandemie Nachwirkungen hervorkehrte siehe oben. Pleiten da, Teuerung hier, und dann noch diese seltsame musikalische Entwicklung. Viel Altes im neuen Gewand, die Renaissance der Trance, der globalen Großevents und der irren Gagen. Wien wirkt in diesem Tsunami gerade ein wenig wie ein Dorf, in dem viele Wirte dichtmachen. Aber muss man überall mitmachen? Nein, denn kleinere Clubs mit günstigem Lineup funktionieren vergleichsweise besser als die Großen mit den überteuerten Headlinern: Sass, Kramladen, Ponyhof (der sein bestes Jahr hatte, aber dafür COVID Förderungen zurückzahlen darf) laufen zumeist gut. Großevents hingegen tun sich in Wien nicht nur schwer, sie können eigentlich nirgendwo stattfinden, denn die Marxhalle hat gerade großen Troubles, wegen - erraten- Lautstärke. Die Arena lässt grüßen. Das Murmeltier auch.

GERALD WENSCHITZ

War wieder mein Gast, um mit mir ein wenig sein, und unser aller Jahr zu analysieren. Ungekürzt. Er ist selbst Podcaster, Veranstalter vieler - für alle offener - Formate und stets wachsam. Mehr hört ihr, wenn Ihr hört.

Schickt mir eure persönliche Meinung, Anmerkungen, Inputs oder Themenvorschläge an podcast@superfly.fm schicken.

Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 11. Jänner 2024.