Rudi Wrany im Gespräch mit den interimistischen Geschäftsführerinnen Tania Saedi und Toni Bauer über den Club in der Spittelau, der in den letzten Wochen in Turbulenzen geriet. (superfly.fm)
Club Kultur | FOLGE #091
"Das Werk im Umbruch"
ERREGUNGEN
Egal wohin man blickt, überall findet man Erregungen. Die jüngste ereignete sich auf einem elektronischen Musikfestival, wo die deutsche Blogger DJ Dame Stella Bossi dem Techno Veteran Pappenheimer mit einer abfälligen Handbewegung den Blutdruck hochfahren ließ. Es folgte ein Posting und unter dem Hashtag #cancelstellabossi ein veritabler Shitstorm für die für ihre provokanten Videos berühmte Künstlerin. Ihre Fanzahl auf Instagram sank von 1,1 Millionen auf 1,1 Millionen (!!) und einige, die den „Spirit of Techno“ herauf beschworen, konnten sich endlich wieder auskotzen. Wen trifft es als nächsten?
TEURES VERGNÜGEN
Apropos Spirit of Techno. Der wird zum teuren Spaß. Nun ist man auch in Wien bei Ticketpreisen jenseits der 50 Euro angekommen. Für einen Abend mit einer/einem bekannten Künstler muss man bis zu 89 Euro hinlegen. Alles für einen, nichts für alle - quasi. Wer mitmacht, wird zum Teil der Spirale, die sich immer weiterdreht. Kollabiert sie eines Tages, oder wird man irgendwann einmal 500 Euro für eine Nacht mit Solomun bezahlen müssen? Der 4 CD-Player dreht mit derselben Software wie für alle anderen Djs. Ich weiß es nicht, aber laut denken, heißt Silberrücken zu sein - ok, Boomer inklusive.
VOM WERK ZUR WERKSTATT
Ich habe im letzten Podcast über den Hashtag #technometoo und seine Entstehung und Folgen berichtet. Der Verein "hausgemacht" hatte einige Namen gepostet, mit denen er nicht mehr zusammenarbeiten wolle. Grund seien Meldungen über sexualisierte Gewalt, die beim Verein eingelangt seien. Einer der Genannten war der Betreiber des Clubs „Das Werk“ in der Spittelau. Dieser bestreitet die Vorwürfe. Dennoch entschied er Ende August, sich als Geschäftsführer des Werks zurückzuziehen und als interimistische Nachfolgerinnen zwei bereits bisher in der Assistenz der Geschäftsführung arbeitende Akteurinnen als Nachfolgerinnen einzusetzen, die in der Szene bereits einen guten Namen haben: An die Künstlerin Tania Saedi, die bereits davor das Controlling überhatte und an Toni Bauer, die ja schon einmal bei uns im Podcast war und die als eine der meist gebuchten Djs der Stadt bisher eine durchaus glanzvolle Karriere hingelegt hatte.
Das Werk soll in der Folge in eine Gmbh umgewandelt und verkauft werden. Es laufen erste Gespräche, an denen der alte Betreiber als noch teilnimmt, ansonsten hat er sich ein selbst auferlegtes und auch von der Belegschaft erwünschtes Hausverbot erteilt. Klingt kompliziert, war aber ein logischer Schritt, nach all den Ereignissen der letzten Wochen. Geplant sei eine Fortführung des Clubs mit neuen Gesellschaftern.
VIELE FRAGEZEICHEN
Blieben dennoch. Wie groß ist der Einfluss des Betreibers noch? Zieht er im Hintergrund die Fäden weiter? Sind die neuen interimistischen Geschäftsführerinnen ein Feigenblatt? Nein, sagen meine heutigen Studiogäste und verweisen darauf, dass eine Clubübergabe und ein Verkauf kein Kindergeburtstag sei. Es seien Hunderttausende Euros investiert worden und es bedarf einer geordneten Übergabe, die aber nun auch voll im Gang sei und daher auch das Betretungsverbot für den (Noch) Betreiber. Aber es wehte den beiden auch ein rauer Wind entgegen, denn viele Djs, Kollektive und Künstler wollen (vorerst) im Werk nicht mehr auftreten bzw. ihre Events abhalten. Daneben wurden auch recht heftige Vorwürfe an die neue Leitung laut, viel zu viele Fragen nicht klar genug beantwortet zu haben. Und das, obwohl die Linie des Werk (auch schon davor) immer ganz klar war: Gegen sexualisierte Gewalt und für mehr Awareness im Club.
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