7. September 2023

Club Kultur #090 | "Nein heißt Nein: Technometoo dominiert den Wiener Sommer"

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Rudi Wrany im Gespräch mit Frederika Ferková und Sabrina (Purrdition) von Hausgemacht, sowie dem Anwalt Dr. Philipp Springer über die Ereignisse der letzten Wochen sowie deren mögliche rechtliche Folgen. (superfly.fm)

Shownotes

Club Kultur | FOLGE #090

"Nein heißt Nein: Technometoo dominiert den Wiener Sommer"

Kein Thema hat die letzten Wochen in der Wiener Clubszene so dominiert wie jenes, das unter Hashtag #technometoo zusammengefasst werden kann. Hier wurden Missstände gemeldet, die – um es pathetisch zu formulieren - die Grundfesten der Wiener Clubszene erschüttert haben.

WAS IST DENN EIGENTLICH NOCH DIE CLUBKULTUR?

Jene, die um wahnwitzige Summen Dj Popstars wie Peggy Gou (25.10. O Klub) oder Solomun (27.10. Marxhalle) einfliegen lassen, um Ticketpreise ab 60 Euro? Mittlerweile spielt der bestverdienende Dj der Welt, der in den Medien dann auch gerne als „der beste“ Dj der Welt bezeichnet wird „All night long“ und das kostet natürlich seinen Preis. Zwischen Beatpatrol und Rebellion Rave ist schließlich noch Platz in der Marxhalle und das Halloween Wochenende gehört zu den stärksten, seit es Partylife Kalender gibt. Gespart wird dann im November, wenn die Tage grau und zäh werden - denn dann ist es frei nach Hape Kerkeling „Winterzeit in Wien“. Den Anfang macht aber am 15.09. Sven Väth, auch der Mann hat sich seit Jahren mit dem O Klub verbandelt und auch seine Klientel ist ja nicht jünger geworden, da sitzt es sich an einem gebuchten Tisch besser, als stehend im Gedränge zu verweilen.

PRATERDOME VOLL LASER?

Oder ist Clubkultur gar jene, die nun angesagte, durchaus schon kommerzielle sehr erfolgreiche Djs in den Praterdome holt samt credibler Wiener Kollektiv Dj Leader im Anhang? Ja, die Diskothek im Prater ist technisch sicher hochgerüstet und einige haben sicher auch schon davon geträumt, dort drinnen einmal „voll Laser“ abzugehen. So ein bisschen nach dem Motto: Ich bin jung, ich brauche Geld.

APROPOS BURNING MAN

70.000 Menschen saßen in der Wüste im Gatsch fest, für viele, meist gut Betuchte eine Riesengaudi. Einmal so ein bisschen lost sein, vielleicht einen Flug verpassen, aber dafür unvergessliche Bilder gemacht. Wer sich die Fiesta leisten konnte, schickte Grüße im verrückten Kostüm in die Heimat: "Seht her, ich war dabei". Am Ende hieß es Ende gut, alles gut - wir fliegen alle wieder Business Class nach Hause und eine Woche ohne Duschen überlebt man schon mit den richtigen Substanzen.

THEMA NUMMER 1

Der Wiener Partysommer war geprägt von der #technometoo Debatte. Die Grundsatzfrage, die alle beschäftigt ist: Wie viel Machtmissbrauch und sexistisches Fehlverhalten gibt es in der Technoszene, oder ganz allgemein in der Wiener Clubszene?

Ein Veranstalter Anfang des Jahres war zu einer teilbedingten Haftstrafe verurteilt worden...als das bekannt wurde, meldeten sich in der Folge weitere Betroffene und zeigten andere Fälle auf. Genannte bestritten die Vorwürfe und drohten Klagen an, ein langer Rechtsstreit steht im Raum. Medien berichteten darüber, ein Spendenkonto für Betroffene wurde eingerichtet und am 9. September gibt es eine Solidaritätskundgebung. Initiiert wurde die Debatte und auch die Aufrufe von Frederika Ferková, auch der Verein "hausgemacht" stand dahinter und einige der Hauptgenannten mussten in der Folge auch ihre Positionen, die sie im Wiener Nachtleben innehatten, aufgeben bzw. wurden dazu gedrängt zurückzutreten.

Ein turbulenter Sommer also, in dem auch anderswo aufgezeigt wurde, was in Zukunft eben NICHT mehr so einfach gehen soll: Machtpositionen ausnützen, einfach jemanden an sich reissen und küssen (spanischer Fußballpräsident Rubiales), eine Reihe Zero bei Konzerten einrichten (Auch wenn Rammstein Sänger Till Lindemann nicht vor Gericht erscheinen muss, da Ermittlungen eingestellt wurden) oder eben Frauen ungewollt bedrängen oder noch schlimmeres.

Die Diskussion weitet sich mittlerweile auch in andere Gefilde aus, ein bekannter Journalist geriet wegen ähnlicher Vorwürfe (aus einem ganz anderen Umfeld) ebenso ins Kreuzfeuer (er bestreitet heftig und prüft rechtliche Schritte) wie einige bekannte Protagonisten aus der Rap Szene. Natürlich gibt es auch Kritik an der Veröffentlichung von Namen, deren Karriere somit abrupt auf Eis gelegt wurde, die Frage, ab wann Namensnennungen moralisch gerechtfertigt sind, darf natürlich auch gestellt werden. Meine Gäste Frederika Ferková, Sabrina aka Purrdition und der Anwalt Dr. Philipp Springer werden darauf genügend Antworten haben. Abschließend sei noch erwähnt, dass für alle nicht verurteilten die Unschuldsvermutung gilt. Mehr hört Ihr, wenn Ihr hört.