Rudi Wrany im Gespräch mit Felix Mayr-Melnhof über das Paradies Garten Festival in Bruck an der Leitha. Über Schwierigkeiten, nachhaltige Konzepte und ein zeitgemäßes Booking. (superfly.fm)
Club Kultur | FOLGE #087
"Die Leute dachten, wir seien die Zeugen Jehovas…"
DUNKLE WOLKEN
Just als ich den Podcast eingesprochen hatte, tauchten erste Gerüchte auf. Dunkle Gewitterwolken brauten sich über der Wiener Technoszene zusammen. Auf dem Instagram-Kanal von "hausgemacht" Gründerin Fredi Ferkova konnte man dann im Zeitraffer mitverfolgen, worum es ging. Der offizielle "hausgemacht" Kanal zog kurz darauf nach: Es handelt sich um schwere Vorwürfe gegen einige namhafte Protagonisten in der Wiener Technoszene. Hat diese ein Problem? Unter dem Hashtag #technomeetoowien wird dies jedenfalls postuliert. Frauenmissbrauch sei demnach ein lange verschwiegenes Problem und viele weibliche Kunstschaffende seien in der Ausübung ihres Schaffens von Männern mit Suchtproblematiken und psychischen Störungen abhängig, was von letzteren oft schamlos ausgenutzt werde. Werden Übergriffe gemeldet, so hielten die Männer zusammen und attestierten den Frauen instabiles Verhalten oder bezichtigten sie gar der Lüge.
Nun hätten sich aber aufgrund einiger Vorkommnisse genügend Frauen gemeldet, um damit in die Offensive zu gehen. Medien sollen jetzt in sauber recherchierten Artikeln dieses Problem aufarbeiten. Es gilt, vorsichtig und fakten-getreu zu arbeiten. Auch ich will in meinen Podcasts darüber berichten.
MATTER SOMMER
Die Clubs haben im Sommer generell nicht den besten Stand. Dieses Jahr hat man ein wenig das Gefühl, dass sie es noch schwere haben als sonst. Fehlt vielen der Anreiz, sich in den Club zu begeben? Lieber das Budget sparen und auf einem Großevent ausgeben wie etwa dem Tomorrowland oder den großen deutschen Festivals? Denn hierzulande gibt es keine elektronischen Fixpunkte. Ja, gut, das Electric Love setzt nun auch vermehrt auf Business Techno, doch zumeist dominiert dort hochpolierter Partysound und das Publikum fällt wohlwollend formuliert unter die Bezeichnung „gemischt“. Österreich tut sich hier immens schwer und der Mix aus Location, wohlwollender Politik und langanhaltendem Mehrwert wird hierzulande nicht erkannt. Vom Wien Tourismus unter seinem eigenwilligen Geschäftsführer ohnehin nicht und auch die sonst so offene SPÖ belässt es lieber beim Donauinsel und Popfest, mit einer Brise Gürtel Nightwalk. Alles gratis und ein bisserl zu sehr auf Masse ausgerichtet.
PARADIES GARTEN
Doch es ist Licht am Ende des Tunnels. Der endet in dem Fall in Bruck an der Leitha im Garten des wunderschönen Schlosses Prugg. Heuer steigt die zweite Ausgabe des neuen Festivalbrands, der aus einer Kooperation zwischen Felix Mayr-Melnhof und seinen internationalen Partnern fußt, die bereits für das Paradise City Festival in Brabant (Belgien) verantwortlich sind. Da es diesen Brand in Österreich schon einmal gab und der Anlass passt, heißt es bei uns eben Paradies Garten und trifft den Nagel auf den Kopf. Die Hardfacts: Drei Tage Festival zwischen 4. und 6. August, drei Bühnen, alles Open Air, dazu Campingmöglichkeiten und ein dichtes Shuttlenetz mit der Hauptstadt sollen das Festival heuer noch größer machen, als im letzten Jahr. Das Booking wurde etwas fresher und wandet sich den Ansprüchen der technowütigen Hauptstädter mehr zu als 2022.
Dazu bemühen sich die Veranstalter die Wiener Clubszene würdig zu repräsentieren, besonders eng gilt die Connection zum Club PRST (Praterstrasse) und vor allem, keinen Müll zu hinterlassen und den Ort so zu hinterlassen, wie er am ersten Tag aussah. Sie sind gekommen, um zu bleiben und zu wachsen. Mehr hört Ihr, wenn Ihr hört!
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Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 10. August 2023.