Rudi Wrany im Gespräch mit der Szeneikone Kaveh Ahi über das stadtbekannte Liebespaar Albert Und Tina, seine aktuelle Sommerdestination, seinen neuen Club und warum man vergangenes abhaken sollte. (superfly.fm)
Club Kultur | FOLGE #085
"DER Kaveh ist zurück"
KOSTENEXPLOSION
Keiner kann es mehr hören, aber alle spüren es. Alles wird teurer: Essen, Trinken, Energie und auch Entertainment. Ein spürbarer Ruck nach oben war bei den Eintrittspreisen zu spüren seit der endgültigen Wiedereröffnung im März 2022. Begründet wurde es damit, dass nun alle Geld und Umsätze brauchten. Außerdem hatten beinahe alle Clubs renoviert und umgebaut. Viele hatten gehofft, dass sich in den knapp zwei Seuchenjahren einiges zum Guten ändern würde - aber dem war nicht so. Alles ist wieder wie vorher und schlechter: Die Gagen der gehypten Dj Blase sind mittlerweile unbezahlbar, selbst „Underground“ Genres wie Techno und härterer Stoff sind im Kapitalismus angekommen. „Künstler“, die vor 2020 noch niemand kannte, rufen mittlere fünfstellige Gagen auf - wegen der Nachfrage heißt es. Doch ist die Nachfrage echt so hoch? Ja, aber sie wird künstlich angeheizt. Die Wahrheit ist: Clubs sind oft halbleer, Festivals verkaufen 80 Prozent und der „Mittelstand“ der noch auf Skills und gute Selektion, aber nicht auf Instagram setzte, ist oft arbeitslos. Und klarerweise boomen im Sommer günstigere Outdoor Venues und Parties ohne (oder mit wenig) Eintritt. Es lebe die freiwillige Spende…
MITTWOCHSBOOM
Früher war ja alles besser, sage ich immer. Ach, heul doch, ist doch Quatsch, sagen die Gegner. Stimmt sicher beides ein wenig, aber eines gab es vor 10 bis 15 Jahren noch zuhauf: Partys unter der Woche. Irgendwann in den Nullerjahren war Wien einmal die Stadt, die niemals schläft: Sonntag Soulsugar, Montag Dub Club, Dienstag Crazy und Techno Cafe, und Mittwoch? Da gab es einst den Nachtschwimmer, viel früher noch das London Calling im Flex und den Nachtschwimmer in der Pratersauna. Beide Locations erlebten sicher schon goldenere Zeiten, das FLEX dümpelt als seltsame Bruchbude und Erstlocation für Drum & Bass Teenager vor sich hin, die Sauna versucht trotz bester Voraussetzungen gegen alte Vorurteile anzukämpfen. In beiden Clubs kann man lustigerweise nun mittwochs wieder tanzen - um wenig bis keinen Eintritt. In der Sauna gibt es das Nachtschwimmer Nachfolgeprojekt „Rave am Mittwoch“, gehostet von Techno Entgleist Mastermind Tomagan um null Euro, das Flex versucht es jetzt mit „Fifty Shades Of Techno“ um schlanke 5 Euro. Der Name ist treffend ironisch, es gibt tatsächlich schon so viele Spielarten von Techno, dass sich ohnehin keiner mehr auskennt. Und wer schon gerne vor 23 Uhr ausgehen will, auch nur um 5 Euro, welche dann noch gleichzeitig eine Eintrittskarte in die Albertina enthält, begibt sich zum gleichnamigen Museum.
AFTER WORK IS BEFORE DRUNK
Wir kennen sie zur Genüge, die beliebten Innenstadtgärten der Schönen und gesehen werden wollenden, der Flirter und Tänzer. Eine spezielle gibt es nur von Juni bis August: Die Albertina Passage. Schon in den Jahren vor der Pandemie galt das Event Albert und Tina im Sommer als Szenetreffpunkt. Der Begriff „Szene“ mag sich verflüchtigt haben, geblieben sind diejenigen, die es einfach gemütlich finden, ab 18 Uhr den Tag im Büro hinunterzuspülen. Das gehört in Österreich zum Volkssport. Die Musik ist dabei oft egal, sie fällt nur auf, wenn sie nervt…
KAVEH IS BACK
All das kuratiert nun der Tausendsassa Kaveh Ahi, den man schon seit Jahrzehnten aus dem Volksgarten kennt: Sodom und Gomorrha, Kinky Disco, Garden Club, Parallel und nun Albert & Tina und den kleinen Innestadtclub Kruger 6 - das sind Kavehs Stationen im Schnelldurchlauf. Darüber wollen wir reden - mehr hört Ihr, wenn Ihr hört…
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